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Geschäftsklima im Mittelstand hellt sich zum Jahreswechsel auf

Bessere Lageurteile und weniger pessimistische Erwartungen lassen Mittelstandsklima steigen.
KfW Bankengruppe | 05.01.2012
Das Geschäftsklima im Mittelstand zeigt sich zum Jahreswechsel robust und steigt im Dezember 2011 abermals und spürbar um 2,5 Zähler auf 15,8 Saldenpunkte an, nachdem dieser zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers bereits im November leicht zugelegt hatte. Die Geschäftserwartungen der kleinen und mittleren Unternehmen bleiben trotz der global verhaltenen Konjunkturaussichten und der unverändert brisanten Lage in der Eurozone auf Erholungskurs (+2,2 Zähler) und notieren mit -0,5 Saldenpunkten nun nur noch knapp unter ihrem langfristigen Durchschnittswert. Zu der Klimaverbesserung trägt aber auch die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage bei, die spürbar zulegt (+2,9 Zähler) und zum Jahresende mit 32,6 Saldenpunkten nur wenig unter dem außergewöhnlich hohen Jahresdurchschnitt liegt.

Bemerkenswert ist, dass die Aufwärtskorrektur des Geschäftsklimas sich auf alle vier Teilbranchen der gewerblichen Wirtschaft stützt. Spitzenreiter ist der Einzelhandel (+ 6,0 Zähler auf 22,4 Saldenpunkte); aber auch der Großhandel und die Bauwirtschaft verzeichnen Zuwächse, die über die für die jeweilige Branche typischen Monatsschwankungen hinausgehen. Hingegen verliert das Klima im stärker exportorientierten Verarbeitenden Gewerbe weiter an Boden. Da die Stimmung sich dort nur wenig verbessert hat, wächst der Abstand zu den übrigen Hauptwirtschaftsbereichen.

Während sich der stärker binnenwirtschaftlich ausgerichtete Mittelstand von dem zunehmend schwierigen internationalen Umfeld bislang praktisch nicht beeindrucken lässt, hinterlassen die sinkende Exportnachfrage und die Instabilitäten an den Finanzmärkten in Folge der Eurokrise ihre Spuren im Geschäftsklima der Großunternehmen. Dieses steigt zwar leicht um +0,6 Zähler auf 8,7 Saldenpunkte, doch haben die Lageurteile der großen Firmen im Dezember ihren Abwärtstrend nach kurzer Unterbrechung im November wieder aufgenommen (-2,1 Zähler) und sind mit 27,2 Saldenpunkten nun auf dem tiefsten Stand seit 15 Monaten angekommen. Allerdings sehen die großen Unternehmen die Geschäftserwartungen für die kommenden 6 Monate nicht mehr ganz so kritisch (+3,0 Zähler auf -9,0 Saldenpunkte) wie noch im Vormonat.

Die unterschiedliche Stimmung zwischen Mittelstand und großen Unternehmen bestätigt sich auch bei dem Blick auf die Beschäftigungserwartungen. So nehmen die Großunternehmen ihre Pläne zum Beschäftigungsaufbau erheblich um 4,4 Zähler auf 15,9 Saldenpunkte zurück, während die kleinen und mittleren Unternehmen kaum Bedarf für Anpassungen ihrer Personalplanung sehen (-0,2 Zähler auf 12,6 Saldenpunkte). Für beide Größenklassen erhöhen sich die Absatzpreiserwartungen leicht, liegen aber weiterhin in einem Bereich, der keine Inflationsbeschleunigung erwarten lässt.

Der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Dr. Norbert Irsch: „Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer deutet darauf hin, dass die kleinen und mittleren Unternehmen eine wichtige Stütze der konjunkturellen Entwicklung im Jahr 2012 sein werden. Sie profitieren dabei überproportional von den günstigen binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie insbesondere der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt, der im internationalen Vergleich geringen Verschuldung der deutschen Privathaushalte und niedrigen Kreditzinsen. Dennoch dürfen die Herausforderungen, denen sich die deutsche Wirtschaft 2012 gegenübersieht, nicht kleingeredet werden. Zwar gehen wir weiter davon aus, dass eine Rezession in Deutschland in diesem Jahr vermieden werden kann und es nur zu einer deutlichen Abschwächung des Wachstumstempos kommt. Die ausgeprägten Abwärtsrisiken bleiben jedoch bestehen. Eine Antwort auf die Eurokrise, die den nervösen Finanzmärkten das verloren gegangene Vertrauen in die Tragfähigkeit der Staatsverschuldung aller Eurostaaten dauerhaft zurückgibt, steht noch aus. Die Gefahr weiterer Eskalationsschritte ist keineswegs gebannt, denn die Rezession in den gestressten Staaten der Eurozone droht tiefer auszufallen als bislang erwartet und gefährdet den Erfolg der Konsolidierungsanstrengungen.“