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Interview zu Corporate Language bei Übersetzungen

Mit Roman Probst, Geschäftsführer der Translation-Probst AG.
Petra Dutz | 01.03.2012
SDL Language Technologie (SLT): Herr Probst, Sie haben Ihr Berufsleben in der Tourismusbranche begonnen und sind diplomierter Kommunikator. Wie kommt es, dass Sie sich entschieden haben, eine Übersetzungsagentur zu gründen?

Roman Probst: Kommunikation fasziniert mich seit meiner Kindheit. Fremdsprachenkenntnisse konnte ich während meiner siebenjährigen Auslandtätigkeit für Hotelplan tagtäglich anwenden. Und Marketing und Werbung waren schon vor der Unternehmensgründung der TRANSLATION-PROBST AG vor sieben Jahren meine Leidenschaft.
Ausschlaggebend für die Gründung eines Übersetzungsbüros war eine glückliche Fügung des Schicksals: 2005 war ich mitten im berufsbegleitenden Studium mit Schwerpunkt Unternehmenskommunikation. Bekannte aus meinem Umfeld, die eine Übersetzung brauchten und mich danach fragten, brachten den Stein ins Rollen. Heute machen wir jährlich mehrere Millionen Umsatz und übersetzen, korrigieren und dolmetschen für Unternehmen wie Schindler, Adecco, Zürich Tourismus, Huber+Suhner und 2000 weitere Geschäftskunden.

SLT: Dass Sie in Winterthur am Institut für Angewandte Medienwissenschaften IAM studiert haben und ein gern gesehener Referent und Interviewpartner, z.B. bei der SuisseEMEX, sind, kommt auch Ihren Auftraggebern zugute. Wie profitieren Ihre Kunden von diesem zusätzlichen Know-how?

Roman Probst: Bereits während meines Studiums belegte ich verschiedene Kurse in Richtung Corporate Communication und Storytelling. Meine Bachelorarbeit schrieb ich über Integrierte Kommunikation, weil mir klar war, dass ein Unternehmen mit vernetzter, strategischer und damit zielgerichteter Kommunikation eine grössere Wirkung beim Zielpublikum erreicht und somit erfolgreicher ist. Die Erkenntnisse aus dem Studium und weiterführenden Kursen an der Fachhochschule oder an der Universität liess ich in mein Unternehmen einfliessen. Zum einen in der Weise, dass die TRANSLATION-PROBST AG davon profitiert, zum andern so, dass wir unsere Kenntnisse an Referaten weitergeben und insbesondere unseren Geschäftskunden einen Mehrwert gewährleisten können. Die TRANSLATION-PROBST AG war das erste Übersetzungsbüro in der Schweiz, das 2009 den kostenlosen Terminologie-Service einführte. Dieser spielte auch eine wesentliche Rolle bei der Einführung unserer Qualitätsgarantie.

SLT: Und welche Rolle spielt das Thema Terminologie bei Ihren Übersetzungsdienstleistungen?

Roman Probst: Die Terminologie ist bei uns sehr zentral. Wir fragen bei jedem Neukunden nach, ob er eine eigene Terminologie besitzt, die unsere Übersetzer und Korrektoren einhalten sollen. Meistens ist dies nicht der Fall. Deshalb erstellen unsere beiden Terminologinnen Terminologie-Listen für diejenigen unserer Kunden, die regelmässig bei uns übersetzen lassen. Uns ist dies wichtig, weil wir so die Konsistenz der Übersetzungen gewährleisten und Missverständnisse vermeiden können. Dies fördert auch die Corporate Identity unserer Kunden, und sie kehren zufrieden zu uns zurück.

SLT: Ist es schwierig, Kunden davon zu überzeugen, in Terminologie-Management zu investieren?

Roman Probst: Die Wichtigkeit einer einheitlichen Terminologie ist vielen Unternehmen tatsächlich noch nicht so bewusst. In den letzten beiden Jahren war allerdings ein Wandel zu spüren: Wir haben immer mehr Terminologie-Anfragen: Heute sind es siebenmal mehr als vor einem Jahr. Es braucht zwar zwischendurch immer noch etwas Überzeugungsarbeit, doch das Bewusstsein für eine einheitliche Terminologie wächst – nicht zuletzt, weil das Thema heutzutage in aller Munde ist und auch immer häufiger an den Hochschulen doziert wird.

SLT: Umso besser, wenn man mit wissenschaftlichen Beweisen argumentieren kann. Sie arbeiten gerade mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur an einem Forschungsprojekt zu Corporate Public Storytelling. Was genau versteht man unter Corporate Public Storytelling?

Roman Probst: Es handelt sich um einen Arbeitsbegriff, den Prof. Peter Stücheli-Herlach (übrigens mein ehemaliger Dozent) am Institut für Angewandte Medienwissenschaft für unser gemeinsames Forschungsprojekt vorgeschlagen hat. Es geht um die Frage der Entwicklung und Gestaltung von Organisationskommunikation mit den Mitteln der Sprache. Wir gehen davon aus, dass die Verkettung von Arbeitsprozessen in der Sprachmittlung (dies ist ein Oberbegriff für verschiedene Formen der mündlichen und schriftlichen Übertragung von Texten in eine andere Sprache), aber noch verbessert werden kann. Das gilt aber auch allgemein in der Corporate Communication, beispielsweise in der Zusammenarbeit zwischen Kommunikationsmanagern, Marketingabteilungen, Redaktionen und Textern. Es gibt zu viel "Trial and Error“, wenn es um die Entwicklung von unternehmerischen Sprachkulturen und um die Optimierung von Unternehmensbotschaften geht. In diesem Bereich möchten wir weiterkommen.

SLT: Welche Aufgabe hat die Terminologie in diesem Zusammenhang?

Roman Probst: Terminologie-Arbeit ist ein Teil von Corporate Public Storytelling-Management. Sie sorgt für die Schematisierung und Standardisierung der Begriffsverwendung und bildet in diesem Sinne sozusagen das „Gerüst“ für Corporate Language. Sie ist dafür eine notwendige, aber auch hinreichende Voraussetzung.

SLT: Können Sie uns schon Ergebnisse aus Ihrer Forschungsarbeit verraten?

Roman Probst: Nein, das darf ich noch nicht. Ich freue mich aber über die Zusammenarbeit mit dem Hochschulinstitut, an der übrigens noch weitere Praxis- und Wirtschaftspartner beteiligt sind.

SLT: Vielen Dank für dieses Gespräch.

Roman Probst: Ihnen ebenfalls vielen Dank.

Das Originalinterview lesen Sie hier.
Petra Dutz
Über den Autor: Petra Dutz

Petra Dutz verantwortet seit 2009 bei SDL Language Technologies das Partner Management für den deutschsprachigen Raum und unterrichtet seit 2005 am F