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Handelsblatt, Kolumne "Mensch, Marke!" vom 29.07.2009: Dübel-Erbe Klaus Fischer

Die Kolumne "Mensch, Marke!" im Handelsblatt, geschrieben von Jon Christoph Berndt, ist vom 29.07.09 und handelt von...
Jon Christoph Berndt | 11.11.2009
Die Freitagskolumne "Mensch, Marke!" im Handelsblatt, geschrieben von Jon Christoph Berndt, ist vom 29.07.2009 handelt von Dübel-Erbe Klaus Fischer.

Klaus Fischer bekam ganz früh eine große Chance mit kleinen Dübeln und allem, was man zum Befestigen so braucht. Er hat sie mit Ruhe und Bedacht genutzt. Bereits mit 25 Jahren trat er in die Fischerwerke ein, das legendäre Unternehmen seines Vaters Artur; wurde schnell Technischer Geschäftsführer, dann schon fünf Jahre später Gesamt-Geschäftsführer. Seither hören wir nicht viel über den Professor Ehrenhalber, schon gar nichts Marktschreierisches: Erhöhung seiner Anteile an der Firma auf 98% 2001, Bundesverdienstkreuz 1. Klasse 2007, "Award of Excellence" des elitären Club 55 erst im Juni. Kein Klatsch, kein Tratsch.

Erscheint es Ihnen erstmal auch so einfach, wenn einem der Vater ein Unternehmen mit 1.500 Mitarbeitern und 160 Millionen Mark Umsatz überträgt? Obwohl, etwas länger nachgedacht: Wie groß mag die Bürde sein, wirklich etwas daraus zu machen? Klaus Fischer hat sie Schritt für Schritt abgestreift, den mächtigen Vater beerbt im schönsten Sinne des Unternehmerwortes – Erbe will verdient sein. Er hat gemacht, sich festgebissen im Unternehmen, immer eine Vierteldrehung weiter. Er führte ganz neue Entwicklungs- und Fertigungsmethoden ein, damit die Fischerwerke wendig und schlank bleiben und sie „möglichst verschwendungsfrei arbeiten und vom Kunden gezogen werden“. Dafür reisten ganze Führungsstäbe nach Japan und holten Zeitgemäßes heim in den Schwarzwald. Auch gibt es neue Produkte wie jüngst ein ganzes Holzschraubenprogramm. Mutig in einer Zeit des Wehklagens und Bleibenlassens.

Sie müssen unter Garantie auch ran wie Klaus Fischer, wenn Sie plötzlich die geballte Verantwortung spüren; nur ganz anders. Vielleicht kriegen Sie, schneller als Ihnen lieb ist, die ganze Abteilung, den ganzen Außendienst, sogar die ganze Firma unter Ihre Fittiche. (Und ein Statikbüro oder eine Softwareschmiede kann gefühlt so groß und schwer sein wie die ganzen Fischerwerke.) Auf einmal drückt die Last, schnell wird sie tonnenschwer. Die anderen beäugen Sie: Sind ausgerechnet Sie der Richtige für den Posten? Jetzt müssen Sie sich beweisen! Da ist es gut, wenn Sie erst einmal die alten Hasen genau studieren. Das sorgt für ruhiges und bedächtiges Wirken. Sprechen Sie mit ihnen, und nehmen Sie ganz allmählich den Raum ein, der Ihnen zusteht. Ihr persönlicher Konstanzplan besteht aus vielen kleinen Schritten, vor allem aus den wenigen vertrauensvollen Ratgebern um Sie herum und Ihrem Bauch als wichtigstem Ratgeber überhaupt. Legen Sie die Vierteldrehungen fest, mit denen Sie sich festbeißen. Schön eine nach der anderen. Aber übertreiben Sie es nicht, getreu der wichtigsten Handwerkerregel: Nach fest kommt ab!

Klaus Fischer hat es geschafft, das Gute zu bewahren und das Veraltete zu erneuern. 3.800 Kollegen hat er heute, macht 560 Millionen Euro Umsatz und ordentlich Profit. Er hat sich spürbar gemacht, ganz ohne Tabula Rasa. Das verschaffte ihm die Anerkennung seines Vaters und des ganzen Managements. Wenn Sie auch so konstant und gleichzeitig so beherzt vorgehen, fällt die Bürde von Ihnen ab, bevor sie entsteht.