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Wachstumsmarkt SOA

"SOA" (Serviceorientierte Architektur) sorgt für Wachstumsphantasien im IT-Dienstleistungsmarkt und besonders bei IT-Beratern und -Integratoren.
Berlecon Research GmbH | 19.01.2007

"SOA" (Serviceorientierte Architektur) sorgt für Wachstumsphantasien im IT-Dienstleistungsmarkt und Dollarzeichen in den Augen von IT-Beratern und -Integratoren. Der Run auf den SOA-Kuchen hat bereits begonnen. Die Presse ist voll von SOA-Fachartikeln und Ankündigungen zu SOA-Workshops und -Konferenzen. Denn in dieser Frühphase der Marktentwicklung ist Flagge zeigen angesagt. Anbieter, denen es gelingt, frühzeitig Themen zu besetzen, die den potenziellen SOA-Kunden auf den Nägeln brennen, dürften überdurchschnittlich stark vom SOA-Hype profitieren.

Wie stark der Informationsbedarf beim Thema SOA heute ist, zeigt auch ein Blick in den Google-Trend-Service. Dieser Dienst wertet Google-Suchanfragen und Pressereferenzen nach Stichwörtern aus und stellt die Ergebnisse auf einer Zeitachse grafisch dar. Beim Begriff "SOA" scheint der Trend eindeutig: Die Suchanfragen zu diesem Thema in Deutschland sind seit Mitte 2005 in die Höhe geschnellt und verharren seitdem auf hohem Niveau. Demgegenüber steht eine stetig steigende Anzahl der SOA-News. Mit anderen Worten: trotz oder vielleicht auch wegen der steigenden Anzahl von SOA-Pressereferenzen herrscht offensichtlich ein erheblicher Informationsbedarf zu diesem Thema.

Man kann darüber streiten, ob die derzeitigen Informationsangebote diesen Bedarf wirklich decken. Bei einer ersten groben Recherche entsteht zumindest der Eindruck, dass die aktuelle SOA-Diskussion vornehmlich technische Details und visionäre Konzepte der Anbieter beleuchtet, wogegen praktische Fragen bei der Umsetzung von SOA-Konzepten oft zweitrangig behandelt werden. Womöglich liegt der starke technische Fokus der Diskussion auch darin begründet, dass ein wesentlicher Teil der SOA-Suchanfragen bei Google – auch das zeigt der Trend-Service – aus Walldorf kommen. Böse Zungen würden daraus schließen, dass sich die Technologieanbieter beim Thema SOA eher mit sich selbst als mit ihren Kunden befassen.

Dass es – den bösen Zungen zum Trotz – heute bereits praxisreife SOA-Technologien gibt und SOAs Unternehmen erheblichen Nutzen bringen können, zeigt der Berlecon Report SOA in der Praxis – Wie Unternehmen SOA erfolgreich einsetzen. Im Report werden acht SOA-Projekte von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen vorgestellt und ausgewertet. Das Spektrum der Projekte reicht dabei von einer unternehmensweiten Einführung mit klaren Vorgaben bis hin zu einer punktuellen Nutzung der SOA-Konzepte für bestimmte Funktionalitäten. Insgesamt berichten die befragten Anwender, dass die SOA-Projekte ihre Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen haben.

Der Report beleuchtet, wo die kritischen Herausforderungen beim Thema SOA liegen. Er liefert damit auch Hinweise, wo es einen erhöhten Bedarf an Informationen und ggf. auch an Unterstützung durch externe Dienstleister gibt. Ein erstes – gerade für IT-Dienstleister – interessantes Ergebnis des Reports ist, dass die wesentlichen Herausforderungen bei der Umsetzung der SOA-Projekte weniger in der technischen als vielmehr in der organisatorischen Umsetzung stecken.

Probleme ergeben sich beispielsweise bei der Modellierung von Prozessen. Nach der Theorie sollte diese Aufgabe von den Fachabteilungen gelöst werden. Schließlich liegt ja ein wesentlicher Vorteil der Serviceorientierung in der Architektur gerade darin, dass Businessaspekte bei der Abbildung von Prozessen in die IT im Vordergrund stehen. In der Praxis zeigen sich die Fachbereiche – wie Erfahrungsberichte im Report zeigen – von dieser Aufgabe jedoch häufig überfordert.

Zudem deuten die Projektberichte auf einen erhöhten Bedarf nach Moderation zwischen IT-Abteilungen, Fachbereichen und deren Mitarbeitern hin. Konflikte zwischen IT- und Fachabteilungen sind beispielsweise bei der Governance der Services vorprogrammiert. Auf der einen Seite stehen die Fachabteilungen, die eine schnelle, individuelle Lösung für ihre Probleme benötigen. Auf der anderen Seite ist es die Aufgabe der IT-Administration, auf Qualität und Wiederverwendbarkeit bei der Serviceerstellung zu achten. Damit verbunden sind ein größerer Arbeitsaufwand und längere Entwicklungszeiten. Es braucht nicht viel Phantasie, um aus den oben geschilderten Problemen einen Business Case für IT-Beratungen zu entwickeln.

Darüber hinaus geben die Projektberichte auch Hinweise auf technischen Entwicklungs- und Integrationsbedarf. Entwicklungsbedarf zeigt sich insbesondere bei den Themen Management und Monitoring. Komplexe Prozesse, die viele Einzeldienste und Systeme oder Anwendungen umfassen, sollen – so der Wunsch der Kunden – in ihrer Gesamtheit besser überwacht werden. Die Verknüpfung von SOA mit Aspekten von BPM (Business Process Management) erscheint aus dieser Sicht heraus logisch.

Integrationsbedarf entsteht ungeachtet der voranschreitenden Konsolidierung im Bereich Unternehmenssoftware und Plattformen. Auch in Zukunft werden die IT-Landschaften in den meisten Unternehmen heterogen bleiben. So setzen viele Anbieter neben der gewählten SOA-Plattform weitere Plattformen ein. Übergreifende Lösungen im Bereich Management und Sicherheit sowie Interoperabilität zwischen Anbietern bleiben daher auch weiterhin wichtige Themen – sowohl für die Technologieanbieter als auch für die SOA-Kunden und deren IT-Dienstleister.

Ein weiteres Geschäftsfeld der IT-Dienstleister ist die Entwicklung der einzelnen SOA-Services. Nicht umsonst haben Akteure wie Accenture und IBM Millionen in den Aufbau von Offshore-Ressourcen investiert. Vor diesem Hintergrund ist interessant, dass die kostensenkende und zeitsparende Wiederverwendung von SOA-Diensten als Motiv für die Umsetzung von SOA-Projekten bei den meisten von Berlecon befragten Unternehmen bislang nur eine untergeordnete Rolle spielte. Die Projektberichte zeigen zudem, dass dieser von vielen Anbietern propagierte Vorteil für die einzelnen Unternehmen (noch) nicht in allen Fällen relevant oder realisierbar ist. IT-Dienstleister, die SOA-Services für viele potenzielle Anwender von der Stange anbieten können, dürften ungleich mehr von den Vorteilen durch die Wiederverwendbarkeit der SOA-Dienste profitieren.

Es gibt also durchaus viele Themen, mit denen sich IT-Dienstleister eine gute Startposition beim Run auf den SOA-Kuchen sichern können. Wir freuen uns auf einen spannenden Wettbewerb und unterstützen Sie gern bei der Erschließung des SOA-Marktes.

Dr. Andreas Stiehler (as@berlecon.de)
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