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Fernsehen: Vom Leitmedium zum Ambient Medium?

1. Deutscher Social TV Summit mit interessanten Ergebnissen.
Wer sind die Markttreiber von Social TV? Und was wollen die Nutzer? Um diese Fragen ging es im zweiten Teil des 1. Deutschen Social TV Summit am 14. Juni in der BLM, den Christian Clawien von Media Interone mit der These eröffnete, dass Fernsehen vom Leitmedium zum Ambient Medium wird. Denn, so seine Zahlen aus den Interone-Studien dazu, bei 67 Prozent der von Interone Befragten laufe Fernsehen nebenbei und für 37 Prozent werde das klassische gemeinsame Schauen zunehmend unattraktiver.

Stellt sich die Frage, welche Anbieter und Marken es schaffen werden, sich dem veränderten Nutzungsverhalten anzupassen und was künftig auf dem Fernseher stattfinden wird. Eun-Kyung Park von sixx ist sich sicher: Die Fokussierung auf Entertainment sei auf jeden Fall die Zukunft: Video, Games und Musik. Auch wenn der Fernseher rein technisch gesehen künftig alles leisten könne, wie die Vertreter von Samsung und Siemens auf dem Podium versicherten, gibt es bei den Social TV-Apps offenbar noch Verbesserungsbedarf. Die vorgestellten Applikationen, merkte Joel Berger von Google an, "sehen alle ein bisschen so aus wie die Smart-phones, bevor das iPhone kam."

Wenn die TV-Sender im Social Web "Mäuschen spielen wollen" (Moderator Michael Praetorius) können sie sich beispielsweise über trendrr.tv den Social Media Buzz zu Fernsehsendungen anzeigen lassen. Der größte Buzz entsteht meist über TV-Shows wie "Germanys next Topmodel" oder ähnliches, hat die Media-Beratung MediaCom Science mit Hilfe eines Tools herausgefunden (Social Media Persona), das die Social TV-Nutzer und ihr Verhalten analysiert. Darüber, so Jörg Blumtritt, könnten auch die Erlöspotenziale für die Vermarktung ermittelt werden.

Als Hebel für Social TV sind aber auch Sportevents wie die Fußball-EM oder Serien zu sehen, waren sich die Diskutanten auf dem Abschlusspodium einig. Wie Social TV in der Praxis von den Sendern umgesetzt wird, zeigt der Trendmonitor von Goldmedia (social-tv-monitor.de), den Dr. Florian Kerkau vorstellte. Danach reichen die Konzepte der Sender von Ankündigungen über Nachrichten als Content, Kommunikation und die vertikale Showverlängerung auf der Metaebene (z.B. GZSZ) bis hin zu parasozialer Interaktion (Berlin bei Tag & Nacht).

Interaktion über das Telefon (Call-TV) ist out, das Mitmischen über eine App in fünf Jahren vielleicht der Alltag? Die Onliner wären schön längst kein Nischenphä-nomen mehr in der TV-Welt. Es werde einen Sturm auf das Bewegtbild im Web geben, bekräftigte Gutjahr, der es fast "beschämend" findet, dass die Fernseh-macher immer noch alle mit der Gfk-Quote arbeiteten.

Also Social Buzz statt Quote als neues Messinstrument? Eine Vorstellung, die nicht ganz der Realität entspricht, finden Steve Wysocki (Sky Deutschland) und Michael Heise (RTL). TV und Online wären immer noch unterschiedliche Welten, so Heise, der die Euphorie von Gutjahr skeptisch sah. Auch Wysocki bekräftigte: "Es gibt immer noch sehr viele Menschen, die einfach im linearen Fernsehen zappen."

Für die Fernsehmacher werden sich die Anforderungen allerdings wandeln. Darin war sich das Podium einig. "Sei der Schnellste oder der Beste", heißt künftig laut Gutjahr die Devise. Allerdings: Technik ist nicht alles, wandte Dirk Kauer von ProSiebenSat.1 ein: "Fernsehmachen lernt man nicht auf der Volkshochschule."