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Gesine Schwan: "Chefsache Spendensammeln"

Rund 750 Fundraiserinnen und Fundraiser kamen und hörten u.a. einen bemerkenswerten Eröffnungsvortrag von Gesine Schwan.
Ein Jahr Vorbereitung liegen hinter der für die Organisation zuständigen Berliner Agentur SWOP. Medien und Konferenzen, die sich auf komplexe Kongresse spezialisiert hat. Insgesamt 85 Referentinnen und Referenten bildeten in rund 90 Einzelveranstaltungen die ganze Bandbreite des professionellen Spendensammelns ab. Denn der Beruf des Fundraisers ist längst hoch spezialisiert und setzt ein breites Wissen voraus.

Beim Vortrag von Gesine Schwan über ehrenamtliches Engagement war ihre eigene Freude am gesellschaftlichen Engagement und ihre Leidenschaft für „Politiken“ zu spüren. Heute, wo ein Missverhältnis zwischen privatem Reichtum und öffentlicher Armut bestehe, würden bürgerschaftliche Initiativen besonders benötigt. Es brauche Initiativen, die die Verantwortung der Gesellschaft artikulierten. Weil die Politik versagt? Gesine Schwan formulierte es so: „Die Gesellschaft muss Verantwortung auch zwischen den Legislaturperioden wahrnehmen. Regierungen brauchen schnelle Erfolge, sind auf Kurzatmigkeit gepolt. Parteien sind nicht mehr in der Lage, langfristige und schlüssige Entscheidungen durchzusetzen.“ Daher müssten Aktivitäten aus der Gesellschaft heraus kommen. Was, so die Beobachtung von Frau Schwan, erfreulicherweise ja auch der Fall sei: „Die Gesellschaft nimmt immer mehr Dinge selbst in die Hand; Verantwortung verbreitet sich ‚systemisch’ – das ist ein neuer Zug in unserer Gesellschaft, den es so vor 30 Jahren nicht gab!“

Schließlich die Gretchenfrage: Wie kommt man an Geld? Natürlich hatte auch Gesine Schwan, die selbst für die von ihr mitgegründete Humboldt-Viadrina School of Governance Fundraising betreibt, kein Patentrezept für die anwesenden Spendensammler. In jedem Fall müsse sich die Leitung selbst darum kümmern und professionelles Fundraising auf höchster Ebene angesiedelt sein. Und, vielleicht doch noch eine Art Patentrezept: „Nicht auf die eigene Armut hinweisen, sondern auf den Reichtum der Initiativen!“ – selbst dann, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht …