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Erstmalige End-to-End-Laufzeitmessung von Geschäftsbriefen in Deutschland

DVPT-Studie zeigt, Brieflaufzeiten einzelner Unternehmen unterscheiden sich stark
marketing-BÖRSE | 31.07.2020
Erstmalige End-to-End-Laufzeitmessung von Geschäftsbriefen in Deutschland © freepik / macrovector
 

Zunehmende Kritik der DVPT-Mitgliedsunternehmen über die Zustellqualität von Geschäftsbriefen im Netz der Deutschen Post AG (DPAG) hat den DVPT e.V. (Deutscher Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation e.V.) veranlasst, spezielle Maßnahmen zur Erhöhung der Transparenz und Steigerung der Qualität bei der Briefversorgung in Deutschland einzuleiten.

Hierzu wurde eine Laufzeitmessung ins Leben gerufen, mit der End-to-End die Brieflaufzeit von Geschäftsbriefen gemessen wird, die der Deutschen Post AG übergeben werden. Initiiert wurde die Messung vom Arbeitskreis Großversender des DVPT, in dem Mitgliedsunternehmen vertreten sind, deren Versandvolumen 1,5 Milliarden Briefe pro Jahr und somit über 10% des gesamten Briefvolumens in Deutschland ausmacht.

Seit mehreren Jahren steigen auch die Beschwerden bei der Bundesnetzagentur über die Zustellqualität von Briefen und Paketen in Deutschland kontinuierlich an. Im Jahr 2018 verdoppelte sich die Zahl von 6.100 auf 12.615 Beschwerden und stieg im Jahr 2019 nochmals auf 18.209 an. 53,7% betreffen den Briefbereich. Die Kritik bezog sich hierbei vor allem auf immer wieder auftretende zeitlich verzögerte Briefzustellungen sowie auf tage- oder sogar wochenlange Zustellausfälle.

Die Ergebnisse der Messung zeigen deutliche Schwankungen bei der Laufzeit der Briefe in verschiedenen Bereichen. Die Brieflaufzeiten einzelner Unternehmen unterscheiden sich stark. In der Summe aller Unternehmen zeigen auch die Laufzeiten je nach Aufgabeort des Briefzentrums und auf bestimmten Strecken des Briefnetzes starke Unterschiede. Ebenso sind die Laufzeiten insgesamt über das Jahr verteilt nicht gleich. Art und Umfang der Schwankungen waren so nicht erwartet worden. Briefe, die von den Unternehmen über Konsolidierer eingeliefert werden, haben deutlich längere Laufzeiten.

„Mit der Laufzeitmessung ist es dem DVPT und seinen Mitgliedern gelungen, einen entscheidenden Schritt zur Qualitätsverbesserung von Postdienstleistungen im Briefbereich zu initiieren. Es wurden konkrete Ansatzpunkte für die teilnehmenden Unternehmen, die beteiligten Dienstleisterund die Deutsche Post AG herausgearbeitet. Ebenso zeigt die Messung auf, dass auf der regulatorischen Seite Handlungsbedarf besteht“, äußert sich Vorstandsmitglied des DVPT Klaus Gettwart.

Die DVPT-Laufzeitmessung liefert im Einzelnen folgende Ergebnisse:

- Die mittlere Laufzeit von Briefen im ersten Jahr der Messung beträgt über Konsolidierer 1,39 Tage, bei Direkteinlieferung sind es 1,26 Tage.

- Je nach Einlieferstandort (1. Stelle der Postleitzahl) schwanken die Laufzeiten der Briefe bei Konsolidierung zwischen 1,21 und 1,80 und bei der Direkteinlieferung zwischen 1,16 und 1,33 Tagen.

- Die Brieflaufzeiten der Start-Ziel-Relationen schwanken ebenfalls stark zwischen 1,09 und 2,27 Tagen. Besonders lange Strecken zwischen Hamburg und München habenauffallend lange Laufzeiten.

- Auch lassen sich jahreszeitliche Schwankungen ausmachen. Die besten Laufzeiten erzielten Sendungen im 1. Quartal eines Jahres, das gegenüber dem 4. Quartal um ca. 7% besser ist.

Forderungen des DVPT an die Deutsche Post AG

- Konstruktive Unterstützung der Unternehmen bei identifizierten Laufzeitproblemen. Erste Termine wurden nach Ende der Laufzeit des ersten Jahres seitens der Unternehmen mit der DPAG vereinbart.

- Erarbeitung von gemeinsamen Ansätzen und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung mit den Unternehmen und dem DVPT

- Verbesserung der Schnittstelle an der Übergabe der Sendungen im Briefzentrum. Heute wird lediglich der Einliefertag und die Menge quittiert, was aber für eine Ursachenanalyse für Laufzeitüberprüfungen nicht ausreichend ist. Der Ausweis der Übergabezeit ist erforderlich, um möglichen Gründen für Laufzeitverzögerungen nachzugehen.

Forderungen an Regulierung und Politik

Die Versorgung der Bevölkerung und der Unternehmen mit hochwertigen Postdienstleistungen ist für eine funktionierende Volkswirtschaft eine infrastrukturelle Grundforderung von hoher Bedeutung. Folgende Maßnahmen fordern wir zu deren Umsetzung:

- Ausweitung der Prüf- und Kontrollkompetenzen der BNetzA.

- In das neue Postgesetz müssen verbindliche Vorgaben für die Zustellzeiten der Geschäftspost außerhalb des Universaldienstes aufgenommen werden.

- Festlegung von bedarfsgerechteren Qualitätskriterien zur Laufzeit mit kürzeren Überprüfungszyklen zum Beispiel auf Quartalsbasis.

- Regelmäßige, neutrale Laufzeitmessungen, die vom Markt einsehbar sind.

- Nutzung des DVPT-Panels als bewährtes und neutrales Messinstrument für zukünftige Laufzeitmessungen der Geschäftspost und Unterstützung durch die Politik.

- Einführung eines Qualitätsforums, in dem die Postgesellschaften, Verbände und die BNetzA vertreten sind.