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Dem Mittelstand Perspektiven bieten

IfM Bonn plädiert für eine transparentere Kommunikation mit der mittelständischen Wirtschaft
IfM Bonn | 02.03.2021
Dem Mittelstand Perspektiven bieten © freepik
 

Nach Ansicht des IfM Bonn könnten regional differierende Öffnungsstrategien in Erwägung gezogen werden –insbesondere, wenn sich das Infektionsgeschehen auf konkrete Cluster zurückführen lässt. Aufgrund des Dritten Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweitevon November 2020 sind Lockerungen grundsätzlich regional umsetzbar, soweit Schwellenwerte unterschritten werden und soweit übergeordnete Länderinteressen dem nicht entgegenstehen.

Gleichwohl plädieren Prof. Dr. Friederike Welter und Hans-Jürgen Wolter in ih-rem Hintergrundpapier "Perspektiven für den Mittelstand in der Covid 19-Pandemie, Teil 1: Herausforderungen für die Mittelstandspolitik"angesichts der Virusmutationen auch dafür, aktuell nur schrittweise die mittelständische Wirtschaft zu öffnen. Das Vorgehen der Politik sowie konkrete Lösungen für die einzelnen Branchen müssten dabei jedoch nachvollziehbarer kommuniziert wer-den.

“Zu einer wertschätzenden Kommunikation gegenüber dem Mittelstand gehörtes, nicht nur Öffnungen in Aussicht zu stellen, sondern auch offen zu kommunizieren, welche Branchen aufgrund ihres Geschäftsmodells und der Gefahr der Virusmutationausbreitung aktuell noch nicht geöffnet werden können“, erklärt Prof.Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universität Siegen). Dazu zählen nach Ansicht der Autoren Unternehmen, bei denen das Geschäftsmodell auf Menschenansammlungen beruht bzw. mit der Mobilität der Bevölkerung verbunden ist, wie beispielsweisebestimmte Bereiche des Kultursektors, die Touristik und teilweise auch der Gastronomie. Für diese Bereiche mit einem hohen Infektionsrisiko sieht die IfM-Präsidentin aktuell erst eine Chance zu Öffnungen, wenn eine umfassende Teststrategie die Hygiene-Konzepte der Unternehmen effektiv ergänzt.“Für das Überleben dieser Branchen und Unternehmen wäre es daher wichtig, über einen längeren Zeitraum –und so unbürokratisch wie möglich –finanzielle Unterstützung bereit zu stellen. Auch müssen unter Umständen längerfristige Einbrüche in der Unternehmenswentwicklung bedacht werden, weil sich das Konsumentenverhalten auf Dauer ändern kann.“Anderenfalls drohe eine größere Anzahl von Insolvenzen, was die Vielfalt des Mittelstands gefährden könnte. “Gerade in der Corona-Pandemie hat sich jedoch gezeigt, welcher gesellschaftliche Beitrag durch die Vielfalt des Mittelstands geleistet wird: Durch Werte wie Verlässlichkeit und Verbindlichkeit haben die mittelständischen Unternehmen dazu beigetragen, die Unsicherheit aller Marktteilnehmer zu verringern“, so Friederike Welter. Beispielhaft stünden hierfür die Vermeidung von Personalentlassungen sowie die kreative Anpassung der Geschäftsmodelle und unternehmerischen Prozesse an die Krisensituation.

Wenig sinnvoll sind hingegen nach Ansicht von Prof. Dr. Friederike Welter und Hans-Jürgen Wolter nationale Grenzschließungen, da sie kaum die Verbreitung der Virusmutationen verhindern. Stattdessen sind sie mit erheblichen Kosten für den industriellen Mittelstand verbunden. Die Autoren würden daher eine EU-weit koordinierte Strategie des Testens und Nachverfolgens im Umfeld der nationalen Grenzenbegrüßen.