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Apps sollen Internetnutzung am Fernsehbildschirm voranbringen

Samsung setzt auf Kooperation mit Entwicklerszene. Experten rechnen in fünf Jahren mit 30 Millionen vernetzten TV-Geräten.
Gunnar Sohn | 25.10.2010
Frankfurt am Main/Düsseldorf, 22. Oktober 2010 – Um das Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet zu forcieren, veranstaltete Samsung in Frankfurt eine Fachkonferenz zur Unterstützung der europäischen Smart TV-Kampagne. Zum Developer Day kamen über 100 professionelle TV-App- und Mobile-App-Entwickler, Web- und Software-Architekten sowie Spezialisten von Instituten und Universitäten.



„Mit der European Smart TV Challenge wollen wir zusätzlich zu den professionellen Inhalten die Entwicklung kreativer Anwendungen fördern, um Verbrauchern eine ähnlich große Vielfalt wie bei mobilen Apps bieten zu können", sagte André Schneider, Head of Product Strategy bei Samsung. Dazu stehe den Entwicklern ein Software Developer Kit mit integrierten Grafikbausteinen zur Verfügung, um Apps zu erstellen.



Jürgen Sewczyk, Mitglied des Vorstandes der Deutschen TV-Plattform, stellte beim Developer Day den Erfolg der hybriden Fernsehgeräte und entsprechender Dienste der wachsenden Zahl an Haushalten mit Zugang zu Breitband-Internet gegenüber. „Seit gut zehn Jahren werden Multimedia-Angebote im Internet genutzt. Im August 2008 hatten wir in Deutschland drei Milliarden Videoabrufe. Ein Jahr später, im August 2009, hatte sich dieser Wert mehr als verdoppelt. Die Hälfte dieser Abrufe geht dabei auf das Konto von Youtube. Im April 2010 liegen wir schon bei knapp zehn Milliarden Abrufen“, erläuterte Sewcyk in Frankfurt.



Vernetzte Fernsehgeräte werden sich nach seiner Ansicht mit einer gewaltigen Dynamik ausbreiten. Die GfK gehe bis zum Ende 2010 von zwei Millionen Geräten aus und rechnet 2015 mit 20 Millionen. „Ich halte das für eine konservative Schätzung und glaube, dass es über 30 Millionen Geräte sein werden“, so Sweczyk. Als Analyst des Düsseldorfer Beratungshauses Mind Business hat er zudem die Auswirkungen der Konvergenz von Fernsehen und Internet für den E-Commerce analysiert: „Wir gehen davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren jeder sechste Euro im E-Commerce über TV-Plattformen abgewickelt wird“, prognostiziert Sewczyk. Zudem betonte er, wie wichtig eine einfache Handhabung und intuitive Benutzeroberfläche für den Erfolg von intelligent vernetzten Geräten sind.



Die speziell auf den Fernsehbildschirm abgestimmten Apps sind nach Ansicht von Peter Weilmuenster, Vorstandschef des After Sales-Dienstleisters Bitronic, essentiell für den Erfolg der Konvergenz von TV und Internet: „Das wird ähnlich rasant verlaufen wie bei Smartphones. Die Nutzungsrate des mobilen Webs ist erst durch das vielfältige Apps-Angebot nach oben geschossen. Die von Samsung eingeschlagene Strategie wird das auch bei Fernsehgeräten bewirken“, kommentiert Weilmuenster.



Aus Sicht eines Medienunternehmens hinterfragte Marek Baum, Projektleiter IPTV/WebTV BILD digital, die Herausforderungen und Chancen vernetzter TV-Geräte: "Das Nutzungsverhalten am heimischen Fernseher wird sich durch die neuen Geräte entscheidend ändern. Dadurch haben wir die Chance, neben Print, Online und Mobile einen weiteren Vertriebskanal und neue Zielgruppen für unsere Inhalte zu erschließen. Mit dem Einzug von BILD.de ins Wohnzimmer bieten wir den Nutzern eine neue Vielfalt an Themen und Geschichten am Fernsehgerät." Das erfordere allerdings eine ganz andere inhaltliche Ausrichtung. Da könne man nicht mit Mini-Clips arbeiten. Es reiche nicht aus, die Videos und Artikel der Website auf den Fernsehbildschirm zu bringen.



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Audio- und Videoaufzeichnungen der Frankfurter Tagung unter: http://gunnarsohn.wordpress.com/2010/10/22/apps-und-die-tv-internet-konvergenz-der-samsung-developer-day/
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Über Gunnar Sohn

Gunnar Sohn ist Freiberufler und u.a. Wirtschaftspublizist, Buchautor, Blogger, Medienberater, Moderator und Kolumnist.