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Bevölkerung uneins über Grundsätze der Internet-Politik

Zwei Drittel der Bürger plädieren für Erhalt der Freiheit im Netz. Fast ebenso viele fordern mehr Regeln und Überwachung.
BITKOM | 12.04.2010
Berlin, 11. April 2010

In der Internet-Politik haben die Deutschen hohe und teils gegensätzliche Erwartungen: So sagen zwei Drittel (65 Prozent) der Bürger, die Freiheit im Internet müsse erhalten bleiben. Gleichzeitig fordern 61 Prozent vom Staat strengere Regeln und 55 Prozent eine stärkere Überwachung des Datenverkehrs. Dies ergab eine repräsentative Studie des Umfrage-Instituts Aris im Auftrag des BITKOM. „Viele Menschen sind in der Frage nach dem richtigen Verhältnis von Freiheit und Sicherheit noch unsicher“, kommentiert BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. „Jeder zweite Bundesbürger will gleichzeitig maximale Freiheit und maximale Sicherheit. Die Gesellschaft braucht Orientierungshilfen von der Politik und praktische Unterstützung von den Unternehmen.“



Im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit gibt es Generationenunterschiede. Die Jüngeren bis 29 Jahre sprechen sich am stärksten für Freiheit aus, zu 77 Prozent. Ältere ab 65 Jahren haben hingegen weniger Bedenken gegen staatliche Eingriffe – nur 31 Prozent sind gegen staatliche Zensur. In den Altersgruppen bis 49 Jahre lehnt dies demgegenüber jeder Zweite klar ab. „Wir brauchen eine breitere Debatte, wie Freiheit und Sicherheit im Web zusammengebracht werden können“, so Scheer. Während manche im Netz leichtfertig ihr ganzes Privatleben offenbarten, verzichteten andere aus Angst vor Ausspähung völlig auf Online-Transaktionen.



Dabei müsse der Eindruck vermieden werden, dass die Privatsphäre der Bürger durch immer schärfere Sicherheitsgesetze leichtfertig geopfert werde, erklärte Scheer. Ob vertrauliche Gespräche, außergewöhnliche Hobbys oder Flirts – viele Menschen hätten auch online ganz legale Geheimnisse. Eine moderne Demokratie müsse dies respektieren.



„Politik und Wirtschaft müssen die Anwender mit den Informationen für einen starken Selbstschutz im Netz ausstatten“, sagte Scheer. „Sicherheit und Datenschutz funktionieren nicht ohne die Mitwirkung der Nutzer.“ Eine Mehrheit der Internet-Nutzer (55 Prozent) sieht die Hauptverantwortung für den Datenschutz bei sich selbst. Jedem zweiten Anwender (47 Prozent) fehlen noch Informationen, was er für den Schutz seiner Daten im Internet tun kann 36 Prozent der Nutzer halten vor allem den Staat für den Datenschutz im Web zuständig, acht Prozent die Wirtschaft.



„Initiativen der Bundesregierung und der ITK-Branche zur Aufklärung werden in Zukunft noch wichtiger“, so Scheer. Die BITKOM-Branche engagiert sich in Vereinen wie „Deutschland sicher im Netz“ und zahlreichen Projekten zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. „Nicht wenige gehen noch zu sorglos mit ihren Daten um und veröffentlichen persönlichste Informationen im Netz“, sagt Scheer. Eigene Bilder, Profile oder Meinungen stellen 40 Prozent der Deutschen online, zum großen Teil in Internet-Gemeinschaften (Communitys) wie StudiVZ, Xing oder Facebook. Dies ist fast eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr.



Zur Methodik: Die Daten wurden in einer repräsentativen Studie der ARIS Umfrageforschung im Auftrag des BITKOM erhoben. Dabei wurden 1.000 deutschsprachige Personen ab 14 Jahren in Privathaushalten befragt.



Ansprechpartner

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Pressesprecher

Telekommunikation & Recht

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