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Gutes Storytelling im Business: Sieben Tipps

Bessere Storys gefällig: Der Schreib-Analytiker Stephen King gibt hervorragende Tipps für angehende Storyteller, aber auch für Fortgeschrittene.
Harald Kopeter | 11.05.2020
Storytelling im Business: Sieben Tipps © Pexels / Miguel Á. Padriñán
 

Storytelling im Business ist kein Trend, viele Unternehmen haben das immer schon gemacht. Neu ist nur, dass es die klassischen Werbeagenturen als den heiligen Gral verkaufen und auch glauben, das Schreiben neu erfinden zu müssen. Besser jedoch ist es, sich an die wahren Größen der schreibenden Zunft zu orientieren.

Niemand Geringerer als der Horrorgeschichten-Autor Stephen King hat über das gelingende Schreiben geschrieben. Hier sind die sieben besten Tipps aus Stephen Kings Buch „Das Leben und das Schreiben: Memoiren“.

Schreiben ist für den US-amerikanischen Schriftsteller Stephen King ein analytischer Prozess und harte Arbeit. Da ist er sich übrigens mit seinem Autorenkollegen aus der gleichen Genre-Gruselecke Edgar Allan Poe einig – von wegen göttliche Eingebung oder Musenkuss! Schreiben lässt sich planen, konstruieren und analysieren.

Im Buch „Das Leben und das Schreiben: Memoiren“ vereint Stephen King Biographisches und Tipps rund um das Schreiben. Das Werk ist ein Schatz für alle angehenden Storyteller, aber auch für Fortgeschrittene, die ihr Handwerk unter der Anleitung eines echten Profis perfektionieren wollen.

Die sieben Top-Tipps von Stephen King

1. Du bist dein erster Leser – aber nicht der Letzte

Den ersten Entwurf schreibst du für dich selbst, so King. Ganz ohne Gedanken an das Publikum zu verschwenden, gehört erst mal alles auf’s Papier, was das Hirn hergibt.

Danach muss die Story überarbeitet werden, indem du „alles rausnimmst, was nicht die Story ist“, so King. Jetzt erst rückt die Leserschaft in den Fokus. „Your stuff starts out being just for you, but then it goes out.“


2. Weg mit dem Passiv – trau dich vor den Vorhang!

„The passive voice is safe,“ schreibt King: Fehler „wurden gemacht“, Rufe nach Veränderung „wurden laut“, Bedingungen „wurden vereinbart“. Von jemandem, von irgendwem, von niemand? Egal.

Der Rat, das Passiv weitgehend zu vermeiden, stößt im deutschen Sprachraum bisweilen auf herben Gegenwind. Schließlich kann man sich wunderbar dahinter verstecken. Wir müssen laut Stephen Kind aber unsere Köpfe  aus dem Schildkrötenpanzer des anonymisierenden Passiv hervorstrecken und Verantwortung für unsere Aussagen übernehmen.

Also bitte mehr Genauigkeit, Direktheit – mach dich sichtbar! Der Aktiv fordert Konsequenz und Transparenz. Die „Leideform“ (nomen est omen!) nutzen nach Kings Verständnis daher „timid writers“ (soll heißen: Luschis). Und die schreiben auch keine Epen.


3. Das Adjektivadverb: der Feind guter Prosa

Zuerst Passiv und jetzt Adverbien? Was „darf“ man den eigentlich noch schreiben? Nur mit der Ruhe: Stephen King geht es hier um Logik. Die meisten Adjektivadverbien sind nämlich redundant. Sein Beispiel: “Der Mann schloss die Tür fest hinter sich.“

King räumt ein, dass der Satz an und für sich kein schlechter ist. Aber: Im Kontext einer Story sollte sich das Wort „fest“ bereits aus dem vorherigen Text erschließen. Die Story selbst und die Emotionen, die darin geweckt wurden, sind die Quellen, die uns verraten sollen, auf welche Art dieser Mann die Tür schloss.

Und wenn zuvor nichts Relevantes zur Art und Weise des Türschließens zu finden ist? Wenn es keinen Einfluss auf die Story und ihre Figuren hat? Ist dieses Wort „fest“ dann nicht ohnehin überflüssig …?!


4. Absolut keine Adjektivadverbien nach „sagte“!

“While to write adverbs is human, to write ‘he said’ or ‘she said’ is divine.” Einfach göttlich!


5. The magic is in you

Hab Vertrauen in dich! Angst ist für Stephen King die Wurzel aller schlechten Storys. So wie Dumbo sich an seine Feder klammerte, klammern sich unsichere Geschichtenerzähler/innen an das Passiv oder an Adverbien. Wir täten alle gut daran, uns zu erinnern, dass Dumbo die Feder nicht brauchte, und auch wir diese sprachlichen Stützräder endlich abschrauben können.


6. Eins nach dem anderen

Stephen King wurde einst gefragt, wie er seine Storys schreibt. „Ein Wort nach dem anderen,“ antwortete King. Noch Fragen?

Dabei handelte es sich aber keineswegs um einen Scherz des Autors. Am Ende, erklärt King, ist es wirklich so einfach. Egal ob es um eine einzelne Seite oder eine epische Trilogie à la Herr der Ringe geht, am Ende besteht die Arbeit darin, ein Wort dem anderen folgen zu lassen und nicht aufzugeben.


7. Grab' deine Geschichte aus

Bereits in einem Interview für das prestigeträchtige Magazin „The New Yorker“ verriet Stephen King in einem Interview mit Mark Singer, dass seiner Ansicht nach Storys Fundstücke sind – wie im Erdreich schlummernde Fossilien.

Hier holt King weiter aus und erläutert seine Theorie: Storys seien nicht erwerbbar, keine Konsumgüter wie T-Shirts. Storys sind fossile Relikte aus einer unentdeckten, vorbestehenden Welt. Die Herausforderung für Autorinnen und Autoren sei es, die zur Verfügung stehenden Werkzeuge so zu nutzen, dass man die Story so intakt wie möglich bergen kann.

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Über Harald Kopeter

Harald Kopeter ist Storytelling-Experte, Keynote-Speaker, Buchautor und Unternehmer.