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Kaufkraft in Deutschland 2023: Hohe Inflation und (k)ein Ende in Sicht?

Gesamtkaufkraft in Deutschland steigt auf 2.175 Mrd. Euro. Kaufkraft je Einwohner liegt bei 25.903 Euro.
Kaufkraft in Deutschland © Acxiom
 

Das Customer Intelligence Unternehmen Acxiom analysiert für zahlreiche Kunden, unter anderem aus den Bereichen Automotive, Finanzdienstleister, Healthcare, Pharma, Telekommunikation, Tourismus, Einzelhandel sowie Technologie & Consumer Electronics, jährlich die regionalisierte Kaufkraft.
Für das Jahr 2023 prognostiziert Acxiom eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 25.903 Euro je Einwohner in Deutschland. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das eine Steigerung von 859 Euro pro Kopf. Die Gesamtkaufkraft steigt um 3,5 % - knapp einen Prozentpunkt mehr als 2022 - auf ca. 2.175 Mrd. Euro.
Acxiom orientiert sich in der Analyse an der Gemeinschaftsdiagnose einiger deutschen Wirtschaftsinstitute(1), die in ihrer Studie eine positive Einkommensentwicklung für Deutschland erwarten. Das kräftige Plus auf Einkommensseite geht auf Lohn- und Rentensteigerungen, Einmalzahlungen wie die „Inflationsausgleichsprämie“ sowie höhere staatliche Transferleistungen und Entlastungsmaßnahmen infolge der stark gestiegenen Energiepreise zurück.
Die Zunahme der Einkommen wird jedoch - wie im Vorjahr - durch die hohe Inflation aufgehoben. Laut Statistischem Bundesamt lag die Inflationsrate im September 2023 bei 4,5 % - im September 2022 waren es 10%(2) . Die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose geht von einer Inflationsrate von 6 % für das gesamte Jahr 2023 aus.
Trotz der Einkommenssteigerungen und staatlichen Stützungspakete ist also mit einem realen Kaufkraftverlust für das Gesamtjahr 2023 zu rechnen.

 

In Bayern verfügen die Menschen über das höchste Einkommen

Im Ranking der Bundesländer ist es bisher keinem anderen gelungen, Bayern von der Spitzenposition zu verdrängen. Wie in den Vorjahren führt dieser Freistaat mit einer Kaufkraft von 27.985 Euro und 108 Indexpunkten (Deutschland=100) an. Auf Platz zwei folgt die Hansestadt Hamburg mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 27.867 Euro. Baden-Württemberg folgt mit 27.595 Euro pro Kopf auf dem dritten Rang.
In den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein liegen die Pro-Kopf-Einkommen ebenfalls noch über dem bundesweiten Durchschnitt von 25.903 Euro. Die übrigen zehn Bundesländer weisen Einkommen unterhalb des bundesweiten Durchschnitts auf. Mecklenburg-Vorpommern bildet erneut das Schlusslicht im Ranking mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 22.418 Euro und 86,5 Indexpunkten.
Das Ranking bleibt insgesamt nahezu unverändert im Vergleich zum Jahr 2022, lediglich Bremen und Thüringen tauschen die Plätze.

 

 

Der Kreis Starnberg belegt den ersten Rang unter den kreisfreien Städten und Landkreisen

Der Landkreis Starnberg führt das Ranking der 400 kreisfreien Städte und Landkreise mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 35.099 Euro und 135,5 Indexpunkten an. Der Kreis und die Stadt München belegen mit 35.021 Euro bzw. 33.456 Euro den zweiten und dritten Platz.
Die Top 10 werden von Städten und Landkreisen aus dem Großraum München dominiert: Neben dem Kreis Starnberg finden sich hier auch die Stadt und der Kreis München sowie die Kreise Ebersberg, Fürstenfeldbruck und Dachau. Hinzu kommen der hessische Hochtaunuskreis und der Main-Taunus-Kreis aus der Region Frankfurt sowie die Stadt Erlangen aus dem Nürnberger Raum und der Kreis Böblingen aus dem Stuttgarter Umland.

 

 

Einkommensunterschiede innerhalb der Bundesländer

Bei der Analyse der Kaufkraft von Gemeinden mit 10.000 Einwohnern oder mehr treten deutliche Einkommensunterschiede innerhalb der Bundesländer zutage. Insbesondere in den Bundesländern mit wirtschaftsstarken Zentren sind die größten Abweichungen zu verzeichnen.
Neben bekannten Städten wie Grünwald und Königstein im Taunus, die im Kaufkraftranking Spitzenplätze einnehmen, tauchen auch weniger bekannte Städte auf, wie zum Beispiel Teutschenthal in Sachsen-Anhalt, Mandelbachtal im Saarland, Limburgerhof in Rheinland-Pfalz oder Rosengarten in Niedersachsen. Diese Städte haben Einwohnerzahlen zwischen 10.458 (Mandelbachtal) und 13.627 (Rosengarten) sowie Kaufkraftwerte von 26.865 Euro (Teutschenthal) bis 34.571 Euro (Rosengarten).
Die Stadtstaaten Berlin und Hamburg verlieren an Platzierungen in der Rangfolge, während Gerlingen und Kleinmachnow mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 34.853 bzw. 34.682 Euro die Bundesländer Baden-Württemberg und Brandenburg auf die dritte und vierte Position platzieren.
Gemeinden mit geringerer Kaufkraft sind Friedland in Niedersachsen, Kranenburg in Nordrhein-Westfalen und Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern, mit Kaufkraftwerten von 17.265, 18.527 bzw. 19.948 Euro.
Das deutlichste Einkommensgefälle zeigt sich im Freistaat Bayern, wo das Einkommen in Grünwald um etwa 38.000 Euro höher liegt als in Kitzingen mit 22.892 Euro, somit um den Faktor 2,7. Die Gemeinde Kitzingen erreicht dementsprechend 88,4 Indexpunkte im Vergleich zu Grünwalds 236 Indexpunkten.
Größere Unterschiede zeigen sich weiterhin in den Bundesländern Hessen und Niedersachsen. In Königstein im Taunus ist das Einkommen um den Faktor 2,2 höher als in Gießen. Die Pro-Kopf-Kaufkraft beträgt in Gießen 20.469 Euro, während sie in Königstein im Taunus bei 44.615 Euro liegt.
Ebenso liegt die Pro-Kopf-Kaufkraft im niedersächsischen Rosengarten mit 34.571 Euro doppelt so hoch wie in Friedland mit 17.265 Euro.

Berechnungsbasis der Kaufkraft

Mit dem Kaufkraftindex vergleicht Acxiom die Pro-Kopf-Einkommen einer Region mit dem durchschnittlichen Wert für ganz Deutschland. Die private Kaufkraft entspricht dem „verfügbaren Einkommen“, wie es das Statistische Bundesamt definiert. Sie bildet das steuerbereinigte Einkommen der Bevölkerung in Deutschland aus den unterschiedlichsten Einkommensquellen in Euro am Wohnort ab und spiegelt das zum Ausgeben oder Sparen zur Verfügung stehende Einkommen wider.
Die Berechnung basiert auf amtlich zur Verfügung gestellten Daten, z. B. von den Statistischen Ämtern. Die wichtigste Quelle sind die Informationen aus der Lohn- und Einkommensteuerstatistik. Aber auch Transferleistungen wie z. B. Renten und Pensionen, Arbeitslosengeld und vergleichsweise kleine Beträge aus BAföG und Elterngeld werden mit einbezogen. In aufwändigen Prüfverfahren werden die jeweils aktuellsten verfügbaren Daten plausibilisiert, anhand verschiedener Konjunkturprognosen für das aktuelle Jahr fortgeschrieben und zu einer Gesamtaussage integriert.

 

Literatur

(1)Als Prognosegrundlage dient die Gemeinschaftsdiagnose der Projektgruppe deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute aus dem Frühjahr 2023: ‚Inflation im Kern hoch – Angebotskräfte jetzt stärken‘, https://gemeinschaftsdiagnose.de/wp-content/uploads/2023/04/GD_1_2023.pdf (abgerufen am 05.05.2023).

(2)Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 405 vom 11. Oktober 2023, Inflationsrate im September 2023 bei +4,5 %, Inflationsrate erreicht den niedrigsten Wert seit Kriegsbeginn in der Ukraine, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/10/PD23_405_611.html (abgerufen am 11.10.2023)

(3)Bevölkerungsdaten aus dem Acxiom Marktdatenspektrum zum Release 2023R07: https://www.acxiom.de/geomarketing/marktdaten/.